Orthodoxe Gottesdienste

Parimien

Jona 1,1 - 4,11

Und es erging das Wort des Herrn an Jonas, den Sohn Amitthais: Auf, gehe nach Ninive, der großen Stadt, und predige wider sie; denn ihre Bosheit ist vor mich gekommen. Aber Jonas machte sich auf, aus dem Angesichte des Herrn hinweg nach Tharsis zu fliehen, und ging nach Joppe hinab. Da fand er ein Schiff, das nach Tharsis fuhr. Er bezahlte den Fahrpreis und stieg ein, um mit nach Tharsis zu fahren, hinweg aus den Augen des Herrn. Aber der Herr warf einen gewaltigen Wind auf das Meer, und es entstand ein gewaltiger Sturm auf dem Meere, so daß das Schiff zu scheitern drohte. Da fürchteten sich die Schiffsleute und schrien ein jeder zu seinem Gott. Und sie warfen die Geräte auf dem Schiff ins Meer, um sich Erleichterung zu schaffen. Jonas aber war in den untersten Schiffsraum hinabgestiegen, hatte sich niedergelegt und schlief fest. Da trat der Schiffshauptmann an ihn heran und sprach zu ihm: Was kommt dich an, zu schlafen? Auf, rufe deinen Gott an; vielleicht nimmt er Rücksicht auf uns, daß wir nicht ver-derben. Dann sprachen sie zueinander: Kommt, wir wollen das Los werfen, damit wir erfahren, um wessen willen uns dieses Unglück trifft. Und sie warfen das Los, und es fiel auf Jonas. Da sprachen sie zu ihm: Sage uns doch: was ist dein Gewerbe, und woher kommst du? wo bist du daheim, und zu welchem Volk gehörst du? Er antwortete ihnen: Ich bin ein Hebräer und verehre den Herrn, den Gott des Himmels, der das Meer und das Trockene gemacht hat. Da fürchteten die Männer sich sehr und sprachen zu ihm: Was hast du da getan! Denn die Männer wußten, daß er vor dem Herrn floh; er hatte es ihnen nämlich gesagt. Und sie sprachen zu ihm: Was sollen wir mit dir machen, daß das Meer ruhig wird und von uns läßt? Denn das Meer wurde immer stürmischer. Er antwortete ihnen: Nehmt mich und werft mich ins Meer, so wird das Meer ruhig werden und von euch lassen. Denn ich weiß, daß dieser gewaltige Sturm um meinetwillen über euch gekommen ist. Nun strengten sich die Männer an, das Schiff wieder ans Land zu bringen, aber sie vermochten es nicht; denn das Meer wurde immer stürmischer gegen sie. Da riefen sie den Herrn an und sprachen: Ach Herr, laß uns doch nicht umkommen, wenn wir diesen Mann ums Leben bringen, und rechne uns nicht unschuldiges Blut an; denn du, o Herr, hast nach deinem Wohlgefallen getan. Und sie nahmen Jonas und warfen ihn ins Meer. Da stand das Meer ab von seinem Wüten. Es kam aber große Furcht vor dem Herrn über die Männer, und sie schlachteten dem Herrn ein Opfer und taten Gelübde. Und der Herr entbot einen großen Fisch, Jonas zu verschlingen, und Jonas war drei Tage und drei Nächte in dem Bauche des Fisches. Da betete Jonas im Bauche des Fisches zu dem Herrn, seinem Gott, und sprach: Aus meiner Not rief ich zu dem Herrn, und er erhörte mich. Aus dem Schoß der Unterwelt schrie ich, du hörtest meine Stimme. Du warfst mich in die Tiefe, mitten ins Meer, und die Flut umschloß mich; all deine Wogen und Wellen gingen über mich hin. Schon dachte ich, ich sei verstoßen, hinweg aus deinen Augen. Wie werde ich je wieder schauen deinen heiligen Tempel? Die Wasser gingen mir bis an die Seele, die Tiefe umschloß mich, Meertang umschlang mein Haupt an den Gründen der Berge. Ich war hinabgefahren in die Erde, ihre Riegel schlössen sich hinter mir auf ewig; da zogst du mein Leben empor aus der Grube, o Herr, mein Gott! Als meine Seele in mir verzagte, gedachte ich des Herrn, und mein Gebet drang zu dir in deinen heiligen Tempel. Die an nichtige Götzen sich halten, verlassen (ihn), ihre Zuflucht. Ich aber will mit lautem Danken dir Opfer bringen; was ich gelobt habe, will ich erfüllen! Die Hilfe steht bei dem Herrn. Und der Herr gebot dem Fisch, und er spie Jonas ans Land.
Danach erging das Wort des Herrn zum zweitenmal an Jonas: Auf, gehe nach Ninive, der großen Stadt, und predige ihr, was ich dir sagen werde. Und Jonas machte sich auf und ging nach Ninive gemäß dem Befehl des Herrn. Ninive aber war eine über alle Maßen große Stadt, drei Tagereisen zu durchwandern. Und Jonas begann in die Stadt hineinzugehen, eine Tagereise weit; dann predigte er: Noch vierzig Tage, und Ninive ist zerstört! Und die Leute von Ninive glaubten Gott und riefen ein Fasten aus, und groß und klein legte Trauer an. Und die Kunde drang bis vor den König von Ninive. Da stand er auf von seinem Throne, tat seinen Mantel von sich, bedeckte sich mit dem Trauergewand und setzte sich in die Asche. Dann ließ er ausrufen und verkünden in Ninive: „Auf Befehl des Königs und seiner Großen: Menschen und Vieh, Rinder und Schafe, sollen nichts genießen, sie sollen nicht weiden noch Wasser trinken. Sie sollen sich in Trauer hüllen, Menschen und Vieh, und mit Macht zu Gott rufen und sollen sich ein jeder bekehren von seinem bösen Wandel und von dem Frevel, der an seinen Händen ist. Wer weiß, vielleicht gereut es Gott doch noch, und er läßt ab von seinem grimmigen Zorn, daß wir nicht untergehen.“ Als nun Gott ihr Tun sah, daß sie sich von ihrem bösen Wandel bekehrten, ließ er sich das Unheil gereuen, das er ihnen angedroht hatte, und er tat es nicht. Das verdroß Jonas gar sehr, und er ward zornig. Und so betete er zum Herrn und sprach: Ach Herr, das ist's eben, was ich mir sagte, als ich noch in meinem Lande war. Darum wollte ich auch das erstemal nach Tharsis fliehen. Denn ich wußte ja, daß du ein gnädiger und barmherziger Gott bist, langmütig und reich an Huld, und daß dich des Übels gereut. Und nun, o Herr, nimm doch meine Seele von mir; denn es ist mir lieber, ich sterbe, als daß ich noch weiterlebe. Da antwortete der Herr: Ist es recht, daß du so zürnst? Danach ging Jonas zur Stadt hinaus und ließ sich östlich der Stadt nieder. Er baute sich dort eine Hütte und saß darunter im Schatten, bis er sähe, wie es der Stadt ergehen würde. Und Gott der Herr entbot einen Rizinus; der wuchs über Jonas empor, um seinem Haupte Schatten zu geben und ihm so seinen Unmut zu nehmen. Über diesen Rizinus freute sich Jonas sehr. Als aber am folgenden Tage die Morgenröte aufstieg, entbot Gott einen Wurm; der stach den Rizinus, so daß er verdorrte. Und als die Sonne aufging, entbot Gott einen schwülen Ostwind, und die Sonne stach auf Jonas Haupt, so daß er matt wurde. Da wünschte er sich den Tod und sprach: Es ist mir lieber, ich sterbe, als daß ich noch weiterlebe. Gott aber sprach zu Jonas: Ist es recht, daß du so zürnst um des Rizinus willen? Er antwortete: Ja, mit Recht zürne ich so, daß mir das Leben verleidet ist. Da sprach der Herr: Dich jammert des Rizinus, um den du doch keine Mühe gehabt und den du nicht großgezogen hast, der in einer Nacht geworden und in einer Nacht verdorben ist. Und mich sollte der großen Stadt Ninive nicht jammern, in der über hundertzwanzig-tausend Menschen sind, die zwischen rechts und links noch nicht unterscheiden können, dazu die Menge Vieh?


ENDE, UND GOTT DIE EHRE.


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Die aufgeführten Texte wurden von: Pater Kilian Kirchhoff, Erpriester Peter Plank, Zürcher Bibel und evt. anderen, hier nicht aufgeführten Übersetzern ins Deutsche übertragen.
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